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Äàòà 18.11.2006 11:07:06
Ðóáðèêè Ñîâðåìåííîñòü; Òàéíà áåççàêîíèÿ; Ðåëèãèè, åðåñè, ñåêòû;

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FRANKFURTER NEUE PRESSE

Printausgabe vom 11.11.2006

Wenn Jüngerinnen und Jünger das Mutterunser beten
Von Aurélia End


Berlin.
Jesus sagt nicht mehr „Vater unser“ und ist nicht länger der „Sohn Gottes“. In der „Bibel in gerechter Sprache“ wird stattdessen das „Vater- und Mutterunser“ gebetet, und Jesus mutiert zum „Kind Gottes“. 42 Theologinnen und zehn Theologen haben fünf Jahre daran gearbeitet, die Bibel in eine zeitgemäßere Fassung zu bringen.

„Eines der großen Themen der Bibel ist die Gerechtigkeit“, sagt die Pastorin Hanne Köhler, die das Projekt koordiniert hat. „Wir brauchten eine Übersetzung, die den Frauen, Juden und Benachteiligten gerechter wird.“ Das Ergebnis des 400 000-Euro-Projekts wurde auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober präsentiert; demnächst sollen die ersten 20 000 Exemplare in den Buchläden ausliegen.

Dann lässt sich nachlesen, wie Jesus sich an seine Jüngerinnen und Jünger wendet, und es nicht länger „Herrgott“, sondern einfach „Gott“ heißt. Es gehe nicht darum zu sagen, dass diese Übersetzung besser sei als die des Reformators Martin Luther, präzisiert Köhler. Dennoch sieht sie sich heftiger Kritik ausgesetzt.

Die 2400 Seiten dicke „Bibel in gerechter Sprache“ ziehe die politische Korrektheit zu Lasten der historischen Wahrheit vor, ist einer der Vorwürfe an das Werk. Die Feminisierung des Textes erschwere das Lesen völlig unnötig, beschweren sich andere. „Nur der Teufel bleibt männlich“, kritisierte der Theologe Jens Schröter im Magazin „Spiegel“.

Dennoch ist die Debatte um die gerechte Bibel längst nicht so aufgeregt wie die nach Erscheinen der „Volxbibel“ Ende vergangenen Jahres. Darin hatte der „unabhängige Pastor“ Martin Dreyer beispielsweise das Wunder der Brotvermehrung in eine Vermehrung von Hamburgern geändert. In der Parabel um den verschwendungssüchtigen Sohn wird aus dem Titelhelden ein Mann, der sein Geld in Nachtclubs verprasst und sich dann als Toilettenreiniger bei Mc Donald’s verdingen muss.

„Die Jugend stellt viele Fragen über Gott, und sie muss die Antworten in der Bibel finden“, sagt Dreyer, der die alternative christliche Bewegung „Jesus Freaks“ ins Leben rief und als Erzieher in einem Jugendzentrum in Köln arbeitet. Aber für die Jugendlichen sei die Bibel ein verstaubtes Buch, das bei der Großmutter rumliege. „Ich habe mich gefragt, welche Bilder Jesus heute gebrauchen würde.“

Die „Volxbibel“ stieß auf großes Interesse und großen Protest. Die ersten 5000 Exemplare waren innerhalb von einigen Tagen ausverkauft. Eine zweite Auflage ist in Vorbereitung. „Ich habe Hunderte von Protest-Mails bekommen“, erzählt Dreyer. „Eine wahre Flut.“ Er sei behandelt worden wie ein Kumpan des Teufels. Doch es habe auch Ermutigungen gegeben. Inzwischen gibt es für die „Volxbibel“ auch ein Internetforum. Zudem kann sich der Interessierte dort auch Liturgien als Klingeltöne fürs Handy herunterladen. Und Dreyer hat schon neue Pläne: Zusammen mit einer Hip-Hop-Gruppe will er aus religiösen Psalmen einen Rap machen.